April 2024

Warum wir uns stärker mit „Blue-Collar“ beschäftigen müssen

Was würden Sie tun, wenn Ihre Arbeitszeit über den Daumen gepeilt wird, Dienstpläne chaotisch zusammengestellt sind und Sie nicht darauf zählen können, dass das nächste freie Wochenende wirklich frei ist? Vermutlich würden Sie sich schleunigst nach einer anderen Stelle umsehen. Und das zurecht. Denn auch wenn Flexibilität für eine Reihe von Berufen Teil der Jobbeschreibung ist: Verlässlichkeit, Transparenz und Fairness gehören auch dazu.

93 Prozent der „Blue-Collar“-Unternehmen haben Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen, zeigt eine Forsa-Studie im Auftrag von Onlyfy by XING.[i] Demnach wünschen sich die Befragten von ihrem Arbeitgeber Jobsicherheit (74 %), ein höheres Gehalt (71 %) und pünktliche Bezahlung (70 %). Letzteres sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Übrigens haben Arbeitnehmende Anspruch auf eine Pauschale von 40 Euro, wenn das Gehalt zu spät auf dem Konto eingeht.[ii]

HR kann die Arbeitsbedingungen ein Stück weit beeinflussen

Der „Blue-Collar“-Arbeitsmarkt, bei dem überwiegend körperliche Arbeit abseits des Schreibtisches verrichtet wird, macht das Gros der Arbeitnehmenden in Deutschland aus. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts waren 2023 von den knapp 46 Millionen Beschäftigten allein 35 Millionen im Dienstleistungsbereich beschäftigt.[iii] Dazu zählen Pflegekräfte, Mitarbeitende aus Gastronomie und Hotellerie, Handwerker, Facharbeiter oder Reinigungskräfte. Was sie gemein haben: Sie können nicht aufs Homeoffice ausweichen. Im Handwerk ist die Zahl der offenen Stellen auf einem Rekordhoch[iv], im Gastgewerbe nehmen sie kontinuierlich ab.[v] Es ist also Kreativität gefragt, um anderweitig Wertschätzung zu zeigen. Hier kommen wieder Verlässlichkeit, Transparenz und Fairness ins Spiel. HR kann die Bedingungen ein Stück weit beeinflussen.

Machen Sie Ihren Mitarbeitenden die Arbeit leichter – und sich selber

  • Ort: Oft erledigen die Mitarbeitenden ihre Aufgaben an verschiedenen Orten und müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Anwesenheit zuverlässig erfasst wird. Notizen auf dem Klemmbrett oder manuelle Eingaben in eine App können im Alltagsstress auch schon mal vergessen werden. Die Arbeitnehmenden müssen sich aber verlassen können, dass sie für ihre Arbeit bezahlt werden.
  • Zeit: Eine exakte Zeiterfassung ist entscheidend für die Genauigkeit der Gehaltsabrechnung und ermöglicht einen Überblick, dass Regeln und Vorschriften eingehalten wurden. Über Zeitmanagement-Software werden Fehler vermieden, die durch manuelle Verwaltung von Stundenzetteln immer wieder geschehen. Außerdem können sich die Mitarbeitenden sicher sein, dass ihre Stunden erfasst werden.
  • Rechtskonforme Arbeitszeiterfassung: Vor dem Hintergrund der Entscheidungen des EuGH (Urt. v. 14.05.2019) und des BAG (13.09.2022, Az. 1 ABR 22/21) arbeitet die Bundesregierung derzeit an einer Regelung zur Arbeitszeiterfassung für Deutschland. Grundsatz soll die elektronische Zeiterfassung sein. Das System muss revisionssicher (die Daten müssen ordnungsgemäß, vollständig, sicher, verfügbar, nachvollziehbar, unveränderlich und mit Zugriffsschutz abgelegt sein) und für das Unternehmen sowie die Arbeitnehmenden praktikabel sein.
  • Transparenz: Digitale Lösungen bieten eine exakte und detaillierte Verwaltung der geleisteten Arbeit und dokumentieren Aufgaben, Pausen oder die Kategorien der Tätigkeiten. Die Aufzeichnungen sind auch für die Mitarbeitenden transparent und nachvollziehbar und die Prozesse für die Lohn- und Gehaltsabrechnung sind rechtssicher.
  • Planung: Verlässliche Schichtpläne zahlen auf die Work-Life-Balance der Mitarbeitenden ein. Sie können ihre Freizeit besser planen und sind über Überstunden genau informiert. Zudem sind so die betrieblichen Abläufe sichergestellt.
  • Analyse: Kein Unternehmen agiert nur im Hier und Jetzt. Der Personalbedarf sollte vorausschauend geplant werden, um möglichst wenige Kolleginnen und Kollegen auf Abruf zu halten.

[i] https://www.new-work.se/de/newsroom/pressemitteilungen/2023-pm-blue-collar-studie-von-onlyfy-by-xing-trotz-konjunkturkrise-74-prozent-der-unternehmen-in-industrie-handel-und-dienstleistung-mit-mindestens-gleichbleibender-zahl-von-neueinstellungen

[ii] https://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__288.html

[iii] https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Erwerbstaetigkeit/Tabellen/arbeitnehmer-wirtschaftsbereiche.html

[iv] https://www.zdh.de/themen-und-positionen/fachkraeftesicherung/

[v] https://www.dehoga-bundesverband.de/fileadmin/Startseite/04_Zahlen___Fakten/07_Zahlenspiegel___Branchenberichte/DEHOGA-Zahlenspiegel_4._Quartal_2023.pdf