September 2022

 Quiet Quitting sollte uns aufhorchen lassen

Im Sommer ging ein TikTok-Video viral, das auch Menschen jenseits der Generation Z interessieren sollte: Ein junger Mann namens Zaid K sagt darin, dass es für ihn keinen Sinn macht, die oft geforderte „extra Meile“ zu gehen. Sein Clip über das Phänomen „Quiet Quitting“ hat zu dem Zeitpunkt, an dem ich diesen Blogeintrag schreibe, beinahe 500.000 Likes erhalten. 

Ähnliches registrieren wir in unseren Studien, in denen wir abfragen, was  Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über alle Berufsgruppen hinweg bewegt. Unser aktueller Report People at Work So denkt Deutschland des ADP Research Institute® zeigt Trends auf, die für Deutschland stehen und die für ein so modernes Land bisweilen erstaunlich sind: Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Flexibilität bei Arbeitsmodellen, hinkt Deutschland anderen Ländern hinterher. Auch mangelnde Wertschätzung bei der Bezahlung kommt immer wieder zur Sprache. Das ist die Innensicht der Arbeitnehmenden. 

Lust auf den Job. Aber nicht um jeden Preis

So eine Innensicht hat auch Zaid K in seinem Video geäußert, und damit sind wir wieder bei „Quiet Quitting“ – die Stille Kündigung ist übrigens nicht gleichzusetzen mit einer Inneren Kündigung. Den Begriff gibt es seit etwa 10 Jahren, er hat aber erst mit der veränderten Arbeitswelt durch die Pandemie mehr Kontur bekommen. Jetzt ist er da und winkt Unternehmen und Arbeitgebenden, und damit auch HR, zu: Ich hab Lust auf meinen Job, aber nicht um jeden Preis. Was könnt Ihr mir bieten?

Unser Report People At Work So denkt Deutschland zeigt, dass Beschäftigte in Deutschland erwarten, dass sie für ihre Arbeit und Mehrarbeit angemessen honoriert werden. Sie erwarten auch, dass sich die Unternehmen den Lebensrealitäten anpassen – und nicht umgekehrt. Dabei sind die Befragten nicht festgefahren, sondern können sich viele Modelle vorstellen. Das reicht von mehr Gehalt bei mehr Arbeitsstunden, bis zu mehr Flexibilität in Bezug auf die Arbeitszeiten bei gleicher Wochenarbeitszeit. Doch was unsere Befragung auch gezeigt hat: Noch scheint das Korsett sehr starr. Nur 31 % der Führungskräfte gewähren mehr Flexibilität als die Unternehmensregeln vorsehen. Damit liegt Deutschland weit unter dem weltweiten Durchschnitt (47 %).


Auf der Fachmesse Zukunft Personal Europe in Köln waren viele spannende Ansätze rund um das Thema Personal zu sehen. Tolle E-Learning-Entwicklungen wurden vorgestellt, wir von ADP Deutschland gaben Einblick in unsere Workforce-Management-Services, Gesundheitsvorsorge war ein großes Thema, und es gab die Aufforderung, Recruiting solle mehr wie Sales werden. Wer über die Messe ging, konnte spüren, wie sehr gewollt wird. Kann aber auch gekonnt werden? 

26 Stunden unbezahlte Überstunden – wo bleibt die Fürsorge?

Dazu braucht es die nötigen Freiräume – um Lösungen zu entwickeln. Denn auch in Deutschland könnte der Gedanke des „Quiet Quitting“ auf fruchtbaren Boden fallen, schrieb der Stern erst vor wenigen Wochen. Durchschnittlich 4,5 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben im Jahr 2021 mehr gearbeitet als in ihrem Arbeitsvertrag vereinbart. Das entspricht einem Anteil von 12 % der insgesamt 37,8 Millionen Arbeitnehmenden. Knapp 22 % der Überstunden wurden nicht bezahlt. 18 % wurden bezahlt, 72 % nutzten ein Arbeitszeitkonto. Unser Report zeigt zudem, dass fast 4 % der Deutschen 26 Stunden und mehr unbezahlte Arbeit pro Woche leisten. 26! Stunden!

Unter diesem Licht betrachtet, hat „Quiet Quitting“ durchaus etwas von Selbstfürsorge der vorwiegend jungen TikTok-Generation. Das bedeutet, dass die Fürsorge der Arbeitgeber jenseits der vom Gesetzgeber verankerten Fürsorgepflicht weitere Facetten hat – abgesehen davon, dass ein chronisch überarbeiteter Mitarbeiter Gefahr läuft, sich zu verletzen oder eine falsche Entscheidung zu treffen.

Die Fürsorgepflicht verteilt sich auf mehrere Schultern. HR kann hier Programme erstellen. Seien es Awareness-Projekte im Mai, dem „Mental Health Awareness Month“, Mitarbeiterbefragungen, um den Nöten und Wünschen der Belegschaft auf die Spur zu kommen und diese nachhaltig anzugehen. Dazu gehört aber auch die Selbstfürsorge mit Fortbildungen und interdisziplinärem Gedankenaustausch. Die vertiefende Recherche zu zeitgemäßen Softwarelösungen, damit HR die administrativen Aufgaben sicher und remote laufen lassen kann und Frei-Zeit erhält. Zeit zum Denken, Brainstormen, agil Arbeiten, Testen, Beraten und Anstoßen. 

Vereinfachte HR-Prozesse statt „Quiet Quitting“ 

Vielleicht geht es Ihnen auch manchmal wie Zaid K aus dem TikTok-Clip. Vielleicht wollen Sie dann auch, dass die Arbeit zu Ihrem Leben passt. Dann legen Sie los und lagern Sie aus, was belastet oder nicht mehr in die Zeit passt. Mit unseren Technologien lassen sich viele zeitaufwendige Aufgaben und Herausforderungen outsourcen und komplexe HR-Strukturen vereinfachen. Wir sind spezialisiert auf die Unterstützung der Verwaltung der Entgeltabrechnung, der HR-Administration, der Arbeitszeiterfassung oder des Talentmanagements. Der Einsatz von digitalen Services spart Ihnen nicht nur Zeit und Geld, die Recruiting-Prozesse vereinfachen sich und die Produktivität wird gestärkt. Und Ihre Arbeit passt mehr zu Ihrem Leben.

Der Report People at Work 2022 So denkt Deutschland ist hier kostenlos zu erhalten.